29.10.2020
Eigentlich ist ihre Geschichte schnell erzählt: Entdeckung in einer Düsseldorfer Disko und dann als Model da, wo es drauf ankommt – auf den Laufstegen von Paris. Und statt für Fruchtgummi warb sie für alle großen Modemarken. Schließlich der Rückzug ins Privatleben und wohltätige Aufgaben. Aber damit wird das Phänomen Claudia Schiffer – und wie sie es geschafft hat, bei all dem Wahnsinn, der über sie hereingebrochen ist, seitdem sie mit siebzehn Jahren im Checker’s entdeckt und zu einem der bekanntesten Gesichter der Welt wurde, auch ein Vorbild für junge Frauen zu werden – nur unzureichend erklärt.
Denn Claudia Schiffer war immer mehr als nur ein Gesicht. Und das in einer Branche, in der Aussehen (fast) alles ist. Ihre über 1000 Cover sind das eine, die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Karriere in die eigenen Hände genommen hat, ist das andere, ist das Entscheidende. Sie selbst sagt dazu: “Ich selbst und die anderen Supermodels, wir lebten und atmeten die Mode. Die Branche war extrem schnelllebig und anspruchsvoll, und ich bin wirklich stolz darauf, dass wir trotzdem in der Lage waren, immer die Kontrolle über unsere Karrieren zu behalten.“
Claudia Schiffer modelte für unzählige Marken, nicht zuletzt für Chanel, wo sie als Muse von Karl Lagerfeld noch viel tiefer mit dem kreativen Prozess verbunden war als nur dessen Botschafterin zu sein. Keine Designer-Model-Paarung vor oder nach den beiden war produktiver, zusammen flogen sie in der Concorde und fotografierten bis in den Morgen, wenn es sein musste. Und auch wenn es ein Mann war, der Ihrer Karriere anfangs den größtmöglichen Schub gab: Neben ihrem hohen Arbeitseinsatz und ihrer Professionalität, besteht das Geheimnis ihres Erfolgs auch in ihrem unbedingten Willen, mehr zu sein, als das, was andere in ihr sehen.
So konnte das Supermodel, eine von den Big Five, wie diese Gruppe der Außergewöhnlichen um sie, Linda Evangelista, Christy Turlington, Cindy Crawford und Naomi Campbell scherzhaft genannt wurde, Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt inspirieren und ihnen zeigen, dass es geht. Dass man als Frau seinen eigenen Weg gehen kann in einem männlich dominierten Business. “Claudia Schiffer hat immer darauf bestanden, dass Sie diejenige ist, die den Verlauf ihrer Karriere und ihres Lebens bestimmt. In einer Zeit und in einer Branche, in der junge Frauen gerne als hübsche Gesichter behandelt wurden, die ansonsten nicht viel zu sagen hatten, hatte sie es eben doch. Das Sagen“, so André Pollmann, Chief Creative Director GQ.
GQ ehrt auch in diesem Jahr hochkarätige nationale und internationale Persönlichkeiten – ohne physischen Event, dafür mit ikonischen Video-Momenten – und feiert die diesjährigen ‘Men of the Year’ in ganz persönlichen Video-Statements der Preisträger.