29.10.2020
Jean Paul Gaultier, einst das Enfant terrible der Modewelt, hat durch seine revolutionären und provokativen Designs zahlreiche Tabus gebrochen und sie so als Diskriminierung enttarnt. Mit einer letzten Couture-Show hat er sich Anfang des Jahres aus der Mode verabschiedet – der ideale Zeitpunkt um ihn und sein Lebenswerk zu würdigen.
"Er war der erste Designer, der Männermodels in Röcken über den Laufsteg schickte, die traditionelle Männlichkeit infrage stellte und lange aufrecht erhaltene Gendergrenzen verblassen ließ", sagt GQ Fashion Director Tobias Frericks über den Modeschöpfer. "Er war in so vielen Dingen der Erste – und viele wirken bis heute nach."
Sein Talent war jedoch nicht nur der Couture vorbehalten – Gaultier überführte seinen Stil nach und nach in unterschiedlich teure Kollektionen - und auch in andere Schaffensbereiche. So kreierte er unter anderem die Bühnenoutfits für Madonnas "Blond Ambition"-Tour – allen voran das ikonische Korsett mit dem kegelförmigen silbernen BH. Richtig groß wurde die Marke mit den Parfums "Classique" und "Le Male", die in kürzester Zeit zu weltbekannten Duft-Klassikern avancierten.
Mit seiner Präsentation im Januar 2020 hat Gaultier uns ein letztes Mal mit perfektem Handwerk, komplizierten Schnitten, eindrucksvoller Originalität und unendlicher Kreativität begeistert. Kurz: Er entwarf Couture, die diesen Namen tatsächlich verdient hat. Sein Einfluss darauf, wie wir uns anziehen, aber auch, was wir überhaupt als "schön" empfinden, wird noch viel länger wirken.
Dass der Meister auch nach seiner aktiven Zeit in der Mode seinen Werten treu bleiben wird, stellte er in seiner Dankesrede klar. “Die Pandemie ist ein guter Zeitpunkt, um zu reflektieren; darüber nachzudenken, was passiert, was wir tun wollen, wie wir etwas verändern können und die Welt noch besser machen können.”
GQ ehrt auch in diesem Jahr hochkarätige nationale und internationale Persönlichkeiten – ohne physischen Event, dafür mit ikonischen Video-Momenten – und feiert die diesjährigen ‘Men of the Year’ in ganz persönlichen Video-Statements der Preisträger.