01.12.2022
Nachdem am 13. September dieses Jahres die 22-jährige Jina Mahsa Amini in Teheran von der Sittenpolizei wegen eines vermeintlichen Verstoßes gegen die islamischen Kleidervorschriften festgenommen wurde, fiel die junge Kurdin während ihrer Haft in ein Koma und starb am 19. September.
Aminis Eltern veröffentlichten Fotos ihrer Tochter aus dem Krankenhaus, die sich rasend schnell über Soziale Netzwerke verbreiteten und Proteste im ganzen Iran auslösten. Bis heute gehen die Menschen im Iran auf die Straße, trotz härtester Verfolgungen. Die Iranerinnen und Iraner protestieren gegen Polizeigewalt und die Moralvorstellungen des Regimes. Weit über 10.000 Menschen sollen bereits verhaftet worden sein. Über 400 Frauen und Männer kamen ums Leben, darunter sehr viele Menschen, die noch keine 20 Jahre alt waren.
Seit Beginn der Proteste in Teheran engagiert sich die in Deutschland geborene und lebende Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal für die Menschen im Iran. Tekkal schafft in Deutschland Öffentlichkeit für die Anliegen der Protestierenden, und sie übt Druck aus auf Politikerinnen und Politiker bis hin zur Außenministerin Annalena Baerbock und Bundeskanzler Olaf Scholz. Dass Tekkals Forderungen bei der Bundesregierung Gehör fanden, zeigt sich – nach zunächst langer Stille – in dem klaren Bekenntnis des Kanzlers, auf der Seite der iranischen Bevölkerung zu stehen. Sein Appell an das Mullah-Regime in Teheran ging um die Welt.
Düzen Tekkals Arbeit wirkt. Ihre unermüdliche Leidenschaft und bestechende Sachlichkeit, ihre Kenntnisse der betroffenen Regionen und ihr starkes Netzwerk in Politik, Wissenschaft, Medien, Kultur und Wirtschaft machen sie zu einer wirkmächtigen Agentin all derer, deren Menschenrechte verletzt werden oder in Gefahr sind. Und sie ist ebenfalls eine Aufklärerin für all jene, die nicht mit ansehen wollen, wie Menschenrechte systematisch verletzt werden.
Wie schnell Tekkal ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter mobilisieren konnte, zeigt sich an der großen Anteilnahme in Deutschland an dem Schicksal der Bevölkerung des Irans – und an der Hoffnung auf einen Wendepunkt.
Mit der Menschenrechtsorganisation HÁWAR.help setzt Tekkal sich von Berlin und Duhok, Irak, mit ihrem internationalen Team weltweit für Menschen ein. Ihre Initiativen und Projekte sind multireligiös und multiethnisch organisiert. Dazu zählen Projekte im Irak, in Afghanistan oder auch in Deutschland, etwa mit den “Scoring Girls”, einem Projekt, an dem ihre Schwester Tugba Tekkal als ehemalige Profifußballerin und HÁWAR-Mitgründerin, Mädchen mit Fußball und Unterstützung zu mehr Selbstvertrauen verhilft. Früher war Düzen Tekkal auch als Journalistin, Autorin und Moderatorin tätig.
Was Düzen Tekkal in besonderem Maße auszeichnet, ist die Deutlichkeit ihrer Sprache und die Glaubwürdigkeit ihrer Anliegen. In einer Zeit, in der Kriege mit Desinformationen und Medienkampagnen geführt werden, spricht Tekkal deutlich und eindringlich aus, wo Menschenrechte verletzt werden und was wir dagegen tun können. Düzen Tekkals Stimme ist ein Verstärker derer, die ihre Stimme nicht erheben dürfen. Eddie Redmayne erhält als weiterer Preisträger am Abend den Award für den „International Actor of the Year“.