04.11.2021

Chiara Ferragni ist die Woman of the Year

Mit ihrem Blog "The Blonde Salad" begeistert sie das Netz – inzwischen hat Chiara Ferragni daraus ein Digitalunternehmen der Extraklasse aufgezogen. Bei den GQ Men of the Year Awards erhält sie die Auszeichnung "Woman Of The Year".

Am Anfang wurde sie belächelt, heute zählt sie 25 Millionen Follower allein auf Instagram, führt ein glo­bales Unternehmen und hat mehr Einfluss als so manche Hollywood-Promis. Zwölf Jahre nach dem Launch ihres Blogs „The Blonde Salad“ hat Chiara Ferragni eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die ihresgleichen sucht. Ihren Namen bringt man längst nicht mehr nur mit Social Media in Verbindung, die 34-Jährige ist in­zwischen Eigentümerin und CEO ihrer eigenen Firmen, darunter ein Modelabel samt E-Commerce. Dass das Posten von Outfits für sie einmal zu einem Multimillionen-Dollar-Geschäft werden würde, damit hat sie selbst nicht gerechnet – an ihre Vision geglaubt hat sie aber schon: „Ich war nie von der Idee besessen, Erfolg zu haben. Stattdessen wollte ich einfach etwas Neues machen, das sich von dem unterscheidet, was um mich herum geschah.“

Eine besondere Erfolgsgeschichte

Gerade zu Beginn lief das nicht reibungslos: „Als ich anfing, zu den Fashion Shows zu gehen, hörte ich sie hinter meinem Rücken reden: ‚Wer ist sie? Eine Bloggerin? In sechs Monaten wird sich an die niemand mehr erinnern.‘ Das war teilweise schon frustrierend, denn ich befürch­tete, dass die Leute recht haben könnten – doch genau das gab mir den nötigen Ansporn, die Heraus­forderung anzunehmen und meine Vorhaben umzusetzen.“ Mit ihrer „Einfach machen“-Attitüde und einem scharfsinnigen Gespür für den nächsten Schritt schafft sie es seitdem jedes Jahr, noch eins draufzusetzen. Neben ihren eigenen Unternehmen und Kooperationen mit Marken wie Nespresso, Hublot oder Lancôme ist sie 2021 in den Aufsichtsrat von Tod’s berufen worden. Gerade hat sie zusätzlich eine Schmuckkollektion sowie eine eigene Make-up-Linie gelauncht. Und an einer eigenen Brillenkollektion arbeitet sie auch noch.

Höher, schneller, weiter

Ein Tempo, bei dem viele beim Versuch mitzuhalten scheitern würden: „Dank der digitalen Revolution läuft die Welt in einem neuen, immer schnelleren Rhythmus – und das ist, was mir gefällt. Ich mag es, immer einen Schritt voraus zu denken und mir zu überlegen, wie ich mich und mein Unternehmen weiter vorantreiben kann.“ Auch privat setzt sie sich konkrete Ziele. Um die Balance zwischen beiden Sphären zu finden, vertraut sie nicht nur ihrem stetig wachsendem Team, sie selbst ist bis ins kleinste Detail organisiert. Chiara und ihr Ehemann, der Rapper Fedez, sind mit ihren zwei gemeinsamen Kindern in Italien Superstars. Wo immer sie auftauchen, erwarten sie Fans. Und sie zeigen auch viel gesellschaftliches Engagement. Im ersten Lockdown initiierten die beiden eine Fundraising-Kampagne für eine Covid-19-Station, immer wieder machen sie zusammen auf politische Missstände aufmerksam, setzen sich für Women Empowerment, LGBTQ+-Rechte und mentale Gesundheit ein, kämpfen gegen Cyberbullying.

"Irgendwann wurde mir klar, dass man es einfach nicht allen recht machen kann.“

Zwar startete Chiara Ferragnis Karriere in den sozialen Netzwerken, sie kennt aber auch deren Schattenseiten: „Ich war schon immer mit einer Menge Hass konfrontiert, online und offline. Anfangs haben mich die bösen Kommentare schon sehr mitgenommen. Aber im Laufe der Zeit entwickelte ich immer mehr Vertrauen in mich selbst“, sagt die gebürtige Cremoneserin, die seit ihrem (später abgebrochenen) Jura-Studium in Mailand lebt. „Es geht mir ja gut, und ich habe das Glück, mein Unternehmen mit jungen Leuten um mich ausbauen zu können. Ich mache den Job meiner Träume – also gibt es eigentlich keinen Grund, den Worten von Hatern Bedeutung beizumessen. Irgendwann wurde mir klar, dass man es einfach nicht allen recht machen kann.“

Gefahren sieht sie in den Netzwerken vor allem für Jüngere: „Soziale Medien können großartig sein, aber auch viel Schaden anrichten. Ich habe sie immer als einen Ort betrachtet, an dem man gute Stimmung, tolle Erfahrungen und positive Werte teilt und Menschen inspirieren kann. Auf der anderen Seite bekommt man dort immer nur das vermeintlich perfekte Leben anderer zu sehen. Das kann schon zu Depressionen führen. Aus diesem Grund versuche ich, auch meine Niederlagen nicht zu verheimlichen.“ Zum Beispiel in „Chiara ­Ferragni Unposted“, dem Dokumentarfilm über sie, der zeigt, dass Insta­gram-Posts nicht eins zu eins dem wah­ren Leben entsprechen. Mehr darüber preisgeben will Chiara Ferragni Ende des Jahres in einer Rea­lity-TV-Show bei Amazon Prime Video. Womit sie wohl endgültig auch der breiten Masse außerhalb Social Media bekannt werden wird.

Alle weiteren Preisträger sowie die Highlights des Abends finden Sie hier: